Indien Teil 5

Berichte Manali-Rohtang Pass - Grenze Nepal
Vom 22. April 2019 – 16. Juli 2019; 25 Tage; 1.043 km; 9.233 Höhenmeter
Gesamt Teil 5: 127 Tage; 6.173 km; Höhenmeter: 34.643 m; Gesamte Traumradreise 2014-2019: 63.996 km
Autor: Michael Schreiber
#Vom 22.Juni 2019 - 24.Juni 2019 Tag 103 - Tag 105
#Vom 02.Juli 2019 - 09.Juli 2019 Tag 113 - Tag 120

#Vom 10.Juli 2019 - 16.Juli 2019 Tag 121 - Tag 127


Vom 22.Juni 2019 - 01.Juli 2019 Tag 103 - Tag 112
Etappe Manali-Rohtang Pass-Shimla 413 km

Datum km Schnitt max km/h Höhenmeter Zielort
22.6.2019 38,10 8,29 28 1572,00 Mathi
23.6.2019 67,41 12,95 47 554,00 Manali
26.6.2019 44,22 21,54 49 200,00 Kullu
27.6.2019 118,01 14,98 42 1755,00 Mandi
28.6.2019 73,88 13,65 44 1072,00 DhaulaDhar
29.6.2019 41,78 10,72 40 1116,00 Gahar
30.6.2019 30,35 10,22 41 956,00 Shimla

Um 5 Uhr habe ich den Rohtang Pass in Angriff genommen und sitze nun auf 3423 m Höhe zum ersten Mal vor meinem Zelt. Ich habe eine traumhaften Spot mit toller Aussicht auf die Passstraße unter mir die ich hinaufgekommen bin und kann bis ins Tal von Manali, welches 1500 m tiefer liegt schauen. Ich kann den Punkt erkennen, wo ich gestern hier hochgeschaut habe. Zur Passhöhe sind es nun noch 500 Höhenmeter, doch ich kann schon hinschauen. Schneemassen.
Die Straße war teils gut, aber es gab noch viele Stellen mit Winterschäden die nur grob geflickt waren und für mich mit meinem schweren Rad nicht einfach zu überwinden waren, wenn es zusätzlich noch Wasser ging, welches bis zu meinen Frontroller Taschen reichte. Auch gab es viel Verkehr. Es war der Strom von Touristen in Taxis und Minibussen die zum Pass in den Schnee strömten.
Ich benutze gerade auch zum ersten Mal meinen neuen Brenner und koche Instand Nudeln und genieße die letzten Sonnenstrahlen. Der Wind frischte auf und es wurde gleich kalt. Ich bin auf die Nacht gespannt.
Ich konnte hier an meinem Platz die ganze Zeit den startenden Paraglidern zuschauen die gleich neben mir ihren Startplatz hatten. Auf der von Kühen bevölkerten Wiese, auf der mein Zelt stand, gab es eine tolle Blumenpracht zu bewundern. Doch dann bin ich so langsam in meinen Schlafsack gekrochen.
In der Nacht waren es nur noch 3 Grad und es gab Schneeregen, wovon noch am Morgen Reste neben meinem Zelt zu sehen waren. Aber es hat sich auch ein wenig Wasser durch meinen Zeltboden gedrückt, war aber nicht der Rede wert. Sonst war es eine gute Nacht, bis auf ein Auto was kurz mit laufender lauter Musik und kredenztem Whisky im Kofferraum am Straßenrand hielt.
Am Morgen war ich um 5:30 wach und die ersten Sonnenstrahlen erhellten die Gipfel gegenüber und ließen die weißen Gipfel erstrahlen.
Ich packte mein nasses Zelt ein und machte mich auf die letzten 15 recht steilen Kilometer. Die Schneewände am Straßenrand wurden immer höher und dann stiegen, um so höher ich kam, die noch höheren Gipfel des Lahul Tals empor. Einfach gigantisch! Und dann war ich oben. Die Markierung der Passhöhe war kaum in den Schneemassen zu finden. Es wehten Gebetsfahnen an der dem Übergang zum Lahul Tal. Tausende Inder tobten mit den hier zu leihenden Schneeanzügen und Gummistiefeln im Schnee.
Doch meine Gedanken waren nur: Fährst du nun weiter ins Ungewisse oder doch zurück nach Manali. Ich habe die Bergab Strecke gesehen, sie war in noch einem schlechteren Zustand und teils mit Schnee bedeckt. Da frage ich mich, was auf den 1000 m höheren Pässen sein wird. So stand meine Entscheidung fest, zurück nach Manali. Leh werde ich schon noch sehen entweder in ein paar Tagen auch mit dem Jeep oder in ein paar Jahren. Man muss nicht unbedingt alles mit dem Rad machen. Für mich ist es schon ein tolles Gefühl mit meinem 55 kg Rad hier oben auf 3980 m, auf dem ersten Pass des Manali-Leh Highway, im kurzen Radshirt im Schnee zu stehen neben dem Passschild. Die wahnsinnig schöne Bergwelt zu sehen. Der Rohtang wird mir in Erinnerung bleiben und mit einer der Höhepunkte, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich habe dann mit einem guten Gefühl den Rückweg angetreten. 50 km Abfahrt, doch ich wurde immer wieder durch den schlechten Zustand der Fahrbahn gestoppt oder durch die Staus. Da die Inder nicht vorrausschauend fahren geht dann plötzlich gar nichts mehr, weil sich zwei gegenüberstehen und dann muss Ersteinmal sortiert werden bis man aneinander vorbei ist. In dieser Zeit wächst die Schlange dahinter rasant an durch das hohe Verkehrsaufkommen. Genau so war es bei einem entgegenkommenden Militärkonvoi ich stand bestimmt 10 – 20 Minuten bevor es weiter ging. Doch ich hatte manchmal auch das Glück an der ganzen Schlange vorbeiradeln zu können. Somit war ich mit dem gleichen Lkw, mit dem ich oben gestartet war auch unten angekommen. Habe 10 km vor Manali den direkten Weg über eine kleine Nebenstraße nach Old Manali eingeschlagen, wo ich dieses Mal nächtigen wollte. Doch es war eine 8 km lange Schlaglochpiste und das der Anstieg nach Old Manali so steil war hatte ich auch nicht mehr in Erinnerung, aber da war ich ja auch Zufuß. Habe gleich eine gute 700 Rupie günstige Unterkunft gefunden. Doch Old Manali ist Partyzone, überall Live Musik am Abend, so wird es wohl nix mit frühem Schlaf.
Meine Rückkehr habe ich dann im Rocky's Cafe am Ende von Manali gefeiert und den Absacker gleich in der Bar gegenüber meiner Unterkunft. Trotz der vielen Musik habe ich gut geschlafen.
Am Morgen habe ich beim Tagebuch tippen im Non Stop Cafe gefrühstückt und bin dann zum Full on Cafe und Restaurant gewechselt und habe bei weiter Tippen zu Mittag gegessen. Habe es geschafft alle Berichte zu tippen und das Wetter war gerade dazu geeignet den es hat, den ganzen Tag geregnet. Ob das schon der Monsun ist? Mal gespannt, ob ich Morgen nach Kullu komme.
Abend noch Livemusik gehört neben meiner Unterkunft.
Am Morgen bin ich geblieben, den es war immer noch nicht aufgeklart und regnerisch. Gut das die Unterkunft günstig ist. Zum Frühstücken bin ich dann nochmal zum Rocky's Cafe aufgestiegen. Die Wolken zogen unten im Tal mal in die eine, mal in die andere Richtung und es gab auch noch den ein oder anderen Schauer. Doch ich glaube das es langsam besser wird. So sollte es laut Vorhersage auch sein. Also heute weiter relaxen angesagt.
Gut das ich in Manali im Café unter der dicken Decke liege und dem Regen zuschauen kann. Teilweise kamen unglaubliche Wassermassen vom Himmel. Bei gutem Frühstück mit Bratkartoffeln, Rührei, Toast, Kaffee und als zweites Frühstück Banana Porridge lässt es sich aushalten. Der Regen hat den Weg vor dem Rocky Café zu einem Bach werden lassen ich kann nur hoffen, dass es bis zum Abend aufhört und ich zurück zur Unterkunft komme.
Ich bin am Nachmittag nach weiterem Essen zurückgekommen und habe jetzt Hoffnung für Morgen.

Es war soweit, ich konnte Manali verlassen und bin die 40 km zurück nach Kullu geradelt und wieder im gleichen teuren Hotel im gleichen Zimmer eingecheckt. Doch heute hatte ich auch Zeit für 2 kleine Rundgänge. Einmal durch die Gassen der am Berghang klebenden Wohnhäuser und durch die Bazarroad abwärts. Anschließend habe ich im Restaurant Pasta gegessen und mich für den nächsten Tag ausgeruht.
Das war gut so, denn es wurden 118 bergige Kilometer. Mein eigentlicher Plan war ja nur die Strecke nach Mandi zurückzufahren die anstrengend genug gewesen wäre. Doch als ich die ersten Gegenanstiege auf der Abfahrt hinter mir hatte und ich wieder in Aul an dem Restaurant Pause machte, wo ich schon auf dem Hinweg gehalten hatte und ich über den über 3200 m hohen Jalori Pass, der Richtung Shimla den ich ganz am Anfang auf meinem Plan hatte, sprach, sagte man das es dort sehr schön sei und es mit dem Rad machbar ist. Also habe ich wieder meinen Plan über den Haufen geworfen und bin zum Jalori Pas gestartet.
Zuerst ging es über ein Stück der alten Straße Offroad entlang eines Stausee. Am Ende gelangte ich wieder auf Asphalt. Alles gut und die Steigungen hielten sich auch in Grenzen und es war wirklich schön. Doch kurz vor Banjar wurde die Straße brutal steil. Dies hielt auch durch den ganzen Ort an, ich musste alle 100 m stehen bleiben und tief durchatmen. Gut dachte ich, vielleicht wird es nach dem Ort wieder flacher. Das konnte, aber eigentlich nicht sein denn es waren nur noch 20 km bis zur Passhöhe aber noch 1800 Höhenmeter, so habe ich an den letzten Häusern nach 25 km umgedreht und bin zurück zur mir bekannten Straße nach Mandi. Hier folgten weitere, aber fahrbare Steigungen. Doch die Energie war aufgebraucht. Mit Mühe und erschöpft bin ich auch hier in dieselbe Unterkunft wie auf dem Hinweg eingekehrt und mich erst mal eine Weile vor mein Zimmer gelegt. Auch das spätere Zielbier schmeckte nicht wirklich, dazu kam noch das auch die Nacht nicht ruhig war.
Doch ich bin am nächsten Morgen nach Shimla aufgebrochen. Zuerst war es noch recht flach und meine geplagten Beine vom Vortag freuten sich, doch dann begann das ständige bergauf und bergab, das bis Shimla anhalten sollte. Immer über kleine Pässe 400–500 Meter rauf und wieder 300–400 Meter runter, so kommt man auch immer höher, auch wenn es nur 100 Meter sind. War dann auch wieder am Sutlej River den ich schon nach Amritsar am Indira Gandhi Kanal überquert hatte. So trifft man sich wieder. Natürlich wie es nach einer Flussüberquerung so ist, ging es wieder bergauf und das kräftig. Da habe ich gleich eine Pause eingelegt und 2 Mal Maggi Instand Nudeln gegessen, hier heißt es Meggi. Danach immer weiter bergan bis ich eins der wenigen Homestays fand namens Dhauladhar View. Hier gab es 2 Zimmer, eins ohne Klospülung, denn die lag defekt hinter der Kloschüssel, im zweiten hing sie noch funktionierte aber auch nicht, doch Hauptsache ein Bett nach bergigen 70 km mit 1100 Höhenmeter. Zum Essen bin ich ins Nachbarrestaurant Straße aufwärts gegangen und später ins Restaurant Straße abwärts. Dort folgte der erste indische Motorradtrip, denn ich erwähnte was von Zielbier. Da kam der Juniorchef des Restaurants mit Inhaber seinem Motorrad vorgefahren und sagte 2 Kilometer zum Biershop. Ich stieg leichtsinnig ohne Helm auf und es ging in den Verkehr der Bergstraße und es waren gefühlte 4 km. Wir kauften für jeden von uns eine Flasche, die in Zeitung verpackt wurden, damit es keiner sieht und in den am Motorrad hängenden Helm verstaut. Die Nutzung des Helms ist auch so viel wertvoller. Es ging wieder 4 gefühlte Kilometer zurück und wir warteten, bis wir den Balkon nutzen konnten, wo noch ein Restaurantgast saß. Damit endete mal wieder eine nette Episode meiner Reise.
Der Fan in meinem billig Homestay Zimmer war für die immer noch warmen Temperaturen auf 1000 m zu schwach und ich musste schwitzen. Ich habe mich immer mal wieder mit einem nassen Tuch gekühlt.
Am Morgen um 4 Uhr ging es von den Temperaturen, doch habe ich bergauf auch geschwitzt, denn es waren bis zur nächsten der unzähligen Abfahrten noch 6 km hinauf. Es waren viele der bunten indischen Tata und Eicher LKW mit ihrem hinten aufgemaltem Blow Horn unterwegs. Sie schnauften genauso bergauf wie ich. Ich habe viele Pausen gemacht, mal Kaltgetränk aber auch immer wieder Maggi Instand.
Nach einer weiteren Abfahrt von nun bereits 1600 m auf 1000 m bin ich noch wieder bis auf 1400 m hoch, doch nach so vielen weiteren Höhenmeter durch fantastische Bergwelten war mein Akku nach 38 km leer. Ich fragte an einem Restaurant nach Rooms und es gab ein Zimmer dich nur ein Bett und Toilette draußen und das für 1000 Rupie. Das war mir zu teuer, doch ich durfte mein Zelt zwischen Restaurant und Toilette aufbauen. So konnte ich über den Rest des Tages Essen und Trinken. Am Abend im Zelt mit Musikuntermalung und Palaver von den indischen Gästen im Restaurant. Doch um 10 Minuten nach Mitternacht fielen die Rolltore und ich hatte 4 Stunden guten Schlaf. In der Nacht sah meine Kamera noch einen prächtigen Sternenhimmel.
Um 4:30 Uhr habe ich mein Zelt abgebaut und auf mein Fahrrad verladen und als um kurz vor 5 Uhr die Rolltore des Restaurants öffneten, konnte ich hindurch auf die letzten 30 km nach Shimla starten. Auch wieder harte Kilometer hinauf, aber über, in Deutschland würde man sagen Panoramastraße. Was für eine Landschaft hier zu Füßen des Himalaya. Die Sonne stieg über den Bergen hervor und tauchte alles in ein besonderes Licht, was es noch beeindruckender machte. Immer wieder folgten Dörfer die an den Berghängen klebten. Es ging immer, immer höher bis ich auf 2200 m nach 4 tollen Tagen Shimla erreichte. Wow kaum zu glauben Shimla war im Zentrum autofrei, sogar ich durfte nur durch die Mall Road schieben, was mir schwerfiel. Ich konnte die Polizisten nicht überzeugen, dass ich beim schieben schneller bin als beim Bergan radeln. So bin ich zur ersten Unterkunft White Hotel geschoben, doch die Zimmer und die mit großen Ritzen versehenen Türen waren nicht so meins. Durch die Ritzen dringt gleich der indische Lärm aus dem Nachbarzimmer durch. Also bin ich einem, mich aufgabelnden Type gefolgt der mir Zimmer anbot. Er führte mich zum City View Hotel, besser inklusive Terrasse, die ich ab und an mit krakeligen Affen teilen musste, free Wi-Fi und noch besserer Preis als im White Hotel aus meinem Reiseführer. Nun bin ich auf die Nacht gespannt.
Sitze aber nun erst einmal in der wirklich faszinierenden Kulisse von Shimla, das auf 7 Bergen liegt über einem der Täler in der Himch Bar beim lokalen Strong Bier Zingaro Zielbier und Finger Chips, also Pommes. Zuvor habe ich schon eine der christlichen Kirchen besucht. Doch es war Gottesdienst auf Hindi. Doch nun lasse ich die letzten wahnsinnigen Tage von Manali nach Shimla reveue passieren.
Danach bin ich zum Rundgang über den zentralen Platz Ridge und über die Mall Road aufgebrochen und in einem Travelerladen namens Travel Himdarshan eingekehrt, um einen Trip ins Spitital anzufragen. Ich konnte es ja nicht vom Rohtangpass erreichen da der Kumzung La Pass gesperrt war. Der Trip soll 6 Tage dauern, mit allen Sehenswürdigkeiten und Übernachtungen für 27.000 Rupie also 350 Euro. Puh, aber nun bin ich mal hier. Ich werde noch mal eine Nacht drüber schlafen und mich morgen entscheiden. Bin dann weiter zum Schmalspurbahnhof der ShimlaKalka Bahn. Ein Zug war abfahrbereit, aber auch hier wie auch in Ooty schon unter Dieselbetrieb. So wie ich die überfüllten Wagons sah und die Fahrt auch 2 Tage dauert, habe ich eine Mitfahrt schnell danieder gelegt und werde so eine Schmalspurbahnfahrt erst in Dajeeling machen. Dafür muss ich aber erstmal Nepal durchqueren.
Morgen werde ich zum Jakhoo Tempel auf meinem Hausberg wandern, der auch durch eine Seilbahn erreichbar ist und mir die Entscheidung für die Spiti Valley Tour holen.
Habe mich auf dem Berg dafür entschieden den 6 Tage Trip ins Spiti Valley zu machen und habe es nach dem Frühstück gleich gebucht. Es wird bestimmt ein ganz anderes Abenteuer, aber ich wollte mir das Spitital nicht entgehen lassen. Nun werde ich meine Tasche für 6 Tage packen und kann den Rest samt Fahrrad im City View Hotel lassen, wo ich wieder für paar Nächte in Shimla zurückkomme. Am Nachmittag habe ich mal wieder Bilder und Route auf meiner Homepage aktualisiert und das in der VIVA Bar und Restaurant. Am Fenster wanderten immer mal wieder Schränke, Holzplatten oder sonstiges auf dem Rücken von Trägern vorbei. Denn es muss alles Zufuß transportiert werden, da erstens Shimla autofrei ist und die meisten Häuser eh nur über Treppen und enge Gassen zu erreichen sind. Zurück im Zimmer habe ich mich noch lange mit einer Berliner Zimmernachbarin und ihrem Freund unterhalten und dann meine letzte Gepäcktasche im Luggage Room verstaut mit dem Gedanken, ob die Tour ihr Geld wohl wert ist. So ging es ins Bett.

Vom 02.Juli 2019 - 09.Juli 2019 Tag 113 - Tag 120
Etappe Shimla - Ausflug Spitital - Shimla
Als mich am Morgen ein gepflegter Fahrer mit einem nagelneuen Auto, was gerade mal 700 km auf dem Tacho hatte, abholte, waren die ersten Bedenken schon verflogen. Dann kam die Strecke die heute, bis Kalpa führte. Zuerst hinauf auf fast 2700 m, um dann ins Sutlej River Tal zu gelangen. Hier gab es viele Apfelbaumplantagen an den Hängen, die mit Netzen abgedeckt waren. Als der Scheitelpunkt hinter uns lag, wurde der Blick in die Tiefe frei, denn wir mussten zum Fluss wieder auf unter 1000 m hinunter. Hier wurde die Strecke zum absoluten Hammer am tosenden Sutlej River. Es ging wieder leicht bergan und ich war jetzt schon froh, dass ich die Strecke nicht mit dem Rad vom Rohtang Pass aus gefahren bin. Die Strecke führte durch atemberaubende Schluchten mit überhängenden Felsen, als wäre die Straße in die Felswand gefräst. Die Dimensionen der Landschaft sind auf Bildern nicht festzuhalten bei den vielen Fotostopps. An der Straße war viele Baustellen die das Reisetempo rapide verlangsamte. Das heutige Ziel Kalpa, ein kleines Bergdorf auf 2850 m Höhe. Ich bekam ein Zimmer mit Balkon mit Blick auf die Wand des 6050 m hohen Kinnaur Kailash der mit weißen Gletschern bedeckt war und unter mir lag das alte Dorf mit den alten tibetischen Tempeln aus Holz.
Als wir in der Unterkunft ankamen, riet uns der Inhaber das wir noch heute das Permit für das Spitital beantragen sollten, da das Büro erst morgens um 10 Uhr öffnet. Dies hieß aber noch mal 10 km hinunter zum Touristenoffice, welches die Angelegenheit bearbeitet, zu fahren. Dort gab ich meinen Reisepass einem Mitarbeiter, der Kopien machte und mit mir zur Behörde ging. Ich musste warten, während er von Büro zu Büro wetzte. Ich musste nur zum Ablichten in eines der Büros, dann hatte ich das Permit für 15 Tage in der Hand.
Auf dem Rückweg haben wir uns noch ein Bierchen am English Wine and Beer Shop gekauft, welches ich mir auf dem Balkon kredenzt habe. Anschließend bin ich ins kleine Dorf zu den Tempeln mit den Gebetsmühlen und den alten Holzhäusern. Die Tempel waren mit Schnitzereien verziert.
Am nächsten Morgen gab es strahlend blauen Himmel, die Sonne war noch hinter den Bergen. Einzelne Strahlen kamen schon herüber und dann ging die Sonne auf. Ich sitze nun auf dem Balkon und warte, dass es weiter geht, vielleicht noch vorher Frühstücken.
Alles klar, auch die Scheiben des Autos und so konnte es losgehen auf die zweite Etappe nach Tabo. Zuerst wieder von Kalpa hinunter zum Sutlej. Die Straße war teils neu, hatte aber auch viele ganz üble Stellen die mein Fahrer Rajeev Khache gut meisterte. Die Landschaft war grandios, wie am Vortag. Auch immer mal blitzten hohe weiße Berge hervor.
In Spillow war Frühstückspause und es gab Paratha mit Dal und Curd. Frisch gestärkt ging es immer weiter hinauf über die weiter spektakuläre und immer wieder den Atem raubende Strecke. Eine dieser Stellen war auch die, wo der Spiti River in den Sutlej mündet. Hier führte die Straße über eine Brück und führte durch die steile Felswand weiter hinauf ins Spitital. Über Serpentinen gelangten wir ins kleine Dorf Nako schon über 3500 m. Auch hier ein Kloster und die für Tibet typischen Häuser, teils aus Lehm, mit ihrem weißen Anstrich und den meist schwarzen Fensterrahmen und der Dachumrahmung mit den weisen Punkten. Auf den meisten Dachrändern war das Holz aus Ästen gestapelt. Im Ortszentrum gab es einen kleinen See und viele kleine grüne Agger Flächen mit verschiedenem Gemüse und Salat und auch viele Apfelbäume. Von hier ging es erst Mal wieder hinunter zum Fluss an dessen Ufer das heutige Tagesziel Tabo mit dem 1023 Jahre alten Kloster lag. Die alten Tempel waren aus Lehm und hatte innen Wandmalereien und es hingen Figuren an den wänden. Zentral eine hölzerne Buddha Figur. Anschließend habe ich an einem Hang noch alte Wohnhöhlen entdeckt die ich erklommen habe. Dann in einem Restaurant gegessen und relaxt, Bilder gesichert und bei Gitarrenmusik und Gesang einer indischen Reisegruppe vor meinem Zimmer gesessen.
Am Morgen bin ich zum Gebet der Mönche in den neuen Tempel von Tabo. Die noch ganz jungen Mönche schliefen immer wieder ein und landeten mit ihren Köpfen auf ihren Mantra Büchern, während ältesten fleißig rezitierten. Zwischendurch gab es Chai, sogar ich bekam einen. Nun noch Frühstücken und ab nach Dhankar unserem heutigen Zwischenziel auf dem Weg nach Kaza. Immer weiter entlang des Spiti River und dann über Serpentinen 500 m hinauf nach Dhankar. Der kleine Ort mit dem Kloster klebte an einem durch Erosion entstandenen Felsen. Es waren bizarre Felsformationen, ähnlich wie in Kapadokien in der Türkei. Bevor es zum Kloster ging, wurde ich vorher an einem Trail rausgelassen, der mich zum Dhankar Lake führte und auf den nahen Hügel. Ich bin schnaufend von 3950 m auf 4196 m hoch gestapft. Am See der nur wenig Wasser hatte stand eine Stupa mit wehenden Gebetsfahnen. Im See spiegelten sie die Berge von gegenüber und unten lag das kleine Dorf auf den Felsen. Nach dem Abstieg bin ich die paar Meter zum Kloster chauffiert worden. Es war ein kleines, enges, sich über mehrere Etagen erstreckendes Kloster. Ein Blick aus dem Fenster ging 300–400 m senkrecht in die Tiefe, denn es war an der steilen Felswand errichtet. Anschließend bin ich durch das am gleichen Fels liegende Dorf nach oben gestiegen. Kaum zu verstehen, warum sich an solchen fast unzugänglichen Orten Menschen ansiedeln. Hier war das Wetter heute etwas bedeckt. Doch nach 500 m wieder runter und 25 km weiter in Kaza war es wieder sonnig. Ich konnte nach Bezug des spartanischen Zimmers, durch den etwas größeren Ort auf Rundgang gehen. Der Weg führte mich über eine Brücke zu den Stupas mit den Gebetsmühlen vor dem zur Mittagszeit geschlossenen Tempel. Zu bin ich zu den mir zuwinkenden Gebetsfahnen auf den Berg gestiegen, wo auch 2 kleine Hindutempel standen. Von hier hatte man einen Panoramablick über Kaza. Zurück im Ortszentrum bin ich zum Beer Shop und so gab es zum Omelette ein Thunderbold, dies durfte man im Panjubi Parontha trinken. Habe dann einen an der Straßen sitzenden Schuster gefunden der meine Ortlieb Lenkertasche kleben konnte. Hier hatten sich die Verschlussmagnete gelöst. Danach habe ich noch mal versucht den Tempel zu besuchen doch trotz Öffnungszeiten immer noch geschlossen. So bin ich zum Pasta Essen ins Dragon Restaurant und noch einen Absacker danach im Punjabi. Habe vor dem zu Bett gehen noch auf dem Dach der Unterkunft gesessen. Diesmal konnte ich auch früh einschlafen und ohne geweckt zu werden, durch Schlafen.
Morgens habe ich einen Spaziergang durch Kaza gemacht und zu Käsetoast und Kaffee eingekehrt und mich für die heutigen Highlights gestärkt und bin gespannt, ob diese das bis jetzt gesehene toppen können.
Um 8 Uhr ging es los zuerst vorbei am Kee Monastery zur angeblich höchstgelegenen Brücke der Welt namens Chicham Bridge die mal wieder über eine tiefe Schlucht führte. Die Straße oder besser Feldweg genannt war wieder spektakulär. An der einen Seite eine Felswand die mindestens 400 m in die Tiefe ging auf der anderen Seite 400 m in die Höhe und es war gerade genug Platz für das Auto und bei Gegenverkehr musste einer bis zu einer Ausweichmöglichkeit zurück. Von dem Fotostopp an der Brücke ging es weiter hinauf nach Kibber auf 4205 m. Das höchste bewohnte Dorf im Spiti Valley. Ich habe es zu Fuß erkundet und mich der Landschaft und den traditionellen tibetischen Häusern erfreut. Nun fuhren wir zurück zum Kee Kloster, welches auf einem Felsen vulkanischem Ursprung errichtet wurde. Ich habe es erklommen und die Tempel im Labyrinth von Räumen und Meditation-höhlen besichtigt und mich auch um die Ruhe zu genießen niedergelassen. In der Küche des Klosters bekam ich einen Tee und durfte im neuen Tempel den Mantras, begleitet von Trommeln, Glöckchen und Muschelhorn lauschen. Danach bin ich durch die verzweigten, steilen Gassen der Wohngebäude die ebenfalls am Felsen klebten zurück zum Taxi gegangen.
Nun fuhren wir bis kurz vor Kaza zurück, um dann wieder nach Langzar hinauf zu fahren. Hier gab es eine große Buddha Statue, von wo aus der Ausblick auf die hohen Berge grandios war. Doch es sollte sich noch steigern mit dem angeblich höchsten Ort der durch eine befahrbare Straße erreichbar ist. Komic Kloster auf 4587 m, mein Navi zeigte nur 4568 m oberhalb des Klosters bei den Gebetsfahnen an Natürlich gab es hier auch das höchstgelegene Restaurant der Welt, was zu bezweifeln ist. Im Tasyud Monastery, eines der beiden Klöster hier, bin ich eingefallen und es saß ein einsamer Mönch beim Trommeln und rezitieren im kleinen Tempel. Hier oben waren auch die weißen Riesen des Himalaya zusehen mit dem 7026 m hohen Shilla. Ich hatte auch bestes Wetter mit leicht bewölktem blauen Himmel. Der nächste Stopp war in Hikkim mit dem höchsten Post Office der Welt. Im Dorf lag überall Yakwolle herum. Unterwegs habe ich auch eine Yakherde gesehen und auch Steinböcke. Danach nur noch Fotostopps, die man hinter jeder Kurve hätte einlegen können. Letzter spektakulärer Stopp war über der Schlucht von Kaza, welches wie aus der Flugzeugperspektive zu sehen war. Dann waren wir zurück in Kaza, wo ich mir auch ohne Radeln ein Bierchen gönnte.
Morgen geht es 2 Tage zurück nach Shimla mit einer Übernachtung in Sangla. Es ist und war ein unglaublich schöner und beeindruckender Trip.
Nun sind wir schon kurz vor Sumdo beim Frühstücken, wo es wieder Paratha gab.Nun wieder hinauf nach Nako, wo es hieß the Road was closed. So gab es erst mal Tee, ich mit der Deutschen die ich in der Unterkunft in Shimla getroffen hatte und hier wieder traf und mein Fahrer mit einem Kollegen. Weiter ging es über Pooh, wo noch alles frei war und wir gut vorankamen, doch nach weiteren 19 km am Straßenkilometer 406 war Schluss es warteten schon tausende von Autos, Bussen und Lkws. Die Straße war an einer Baustelle weggesprengt und 2-3 Bagger versuchten wieder eine Straße aus dem Geröll zu zaubern. Nach 6 Stunden warten waren sie fertig und ich war eingestaubt, weil ich das Geschehen eine Zeit lang in erster Reihe miterlebt habe. Die Bagger schoben teils riesige Felsbrocken den Hang hinunter, die die Erde erzittern lies und viel Staub aufwirbelten, den der Wind über die Zuschauer und mich wehte.
Nach einer weiteren Stunde hatte sich dann das Verkehrschaos aufgelöst und es konnte auf die letzten 70 km nach Sangla gehen. Erst noch hell dann dunkel im parallelflug mit einem anderen Taxi weiter bergab bis sich unsere Wege trennten, den für uns ging es nochmal 20 km bergauf. Abenteuer in der Dunkelheit. Kurz nach 21 Uhr war ich im Hotel und habe noch ein Bierchen aus dem Shop genossen, um nach dem ereignisreichen Tag herunterzukommen.
Am Morgen habe ich nach der späten Ankunft des gestrigen Tages noch Zeit gefunden durch Sanglar zu laufen und den Tempel zu besuchen, der aber nur von den Eigentümern betreten werden darf, und einige der alten Holzhäuser und Ställe zu bewundern, die mich stark ans Wallis erinnerten.
Dann noch gefrühstückt und es ging auch schon mit dem Taxi wieder von 2680 m hinunter zum Sutlej und Richtung Shimla, heute ohne Zwischenfälle nur mit ein paar Chai Pausen, davon die letzte im Heimatort meines Fahrers. Von Shimla aus zogen Wolken herüber mit Regen, der mich auch in meiner Unterkunft begrüßte. Da hatte ich echt Glück mit dem Wetter auf meiner Reise. Den Abend habe ich dann in der Viva Bar verbracht und ich konnte dabei mal wieder kölsche Musik hören die ich über You Tube wählen durfte. Die Nacht habe ich gut geschlafen, nachdem ich noch mein Gepäck wieder ins Zimmer geholt hatte. Doch ich hatte wohl einen schlechten Traum denn ich wollte es am Morgen nochmal holen, aber es war nicht mehr im Luggage Room, da es ja schon in meinem Zimmer war. Echter Schreck! War mir das peinlich. Aber es lag wohl an meinem großen Zimmer, das ich es übersehen habe. Bin dann zum Frühstücken wieder in die Viva Bar und habe anschließend einen Spaziergang durch die ganzen Bazargassen Shimlas gemacht und 2 weitere Tempel besucht. Noch eine neue Hose geshoppt, somit hieß es für meine Hose aus Kuala Lumpur Bye Bye. Ich habe sie einem Angestellten der Unterkunft gegeben. Trotz des heutigen Schauer war die Stadt wieder voller Menschen. Zum Tagesabschluss und Bericht tippen war ich wieder in der Viva Bar meinem zweiten Zuhause in Shimla. Wo ich nun auf Dum Aloo mit Roti warte. Danach ging es ins Bett.
Am Morgen war es wieder regnerisch, doch nach dem Frühstück bin ich nochmal zum Schmalspurbahnhof wo gerade rangiert und ein neuer Zug zusammengestellt wurde. Zurück in der Unterkunft mal wieder geskypt. Habe dann noch den Rest Bericht getippt und hoffe, dass ich Morgen mal wieder Radeln werde Richtung Nepal, es sind noch ca. 600 km.


Vom 10.Juli 2019 - 16.Juli 2019 Tag 121 - Tag 127
Etappe Shimla - Grenze Nepal 634 km

Datum km Schnitt Höhenmeter Zielort
10.7.2019 86,15 19,12 1.273 Parawanoo
11.7.2019 145,99 19,10 162 Saharanpur
12.7.2019 79,21 17,70 208 Haridwar
13.7.2019 99,16 16,78 66 Dahampur
14.7.2019 61,29 17,26 92 Kashipur
15.7.2019 106,60 18,32 86 Sitaganj
16.7.2019 56,41 16,87 121 Mahendranagar

Noch ein kleiner Nachtrag vom letzten Abend in Shimla: Wie ich auf der Webseite des auswärtigen Amt sehen konnte, kann man mittlerweile in die Länder Zentralasiens (Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan) als Deutscher Staatsbürger ohne Visum einreisen. Das gibt ganz neue Möglichkeiten ohne Visum Stress. Bevor es an eine echte Planung für Zentralasien geht, habe ich am Morgen Shimla nach sage und schreibe 9 Tagen ohne zu radeln wieder meine Räder rollen lassen. Doch zuerst musste ich mal wieder durch das Auto und alles was rollt freie Shimla. Doch dann ging 40 km es hinab bis Solan, wo ein Gegenanstieg von 1600 m auf wieder 1800 m folgte. Danach wieder Abfahrt pur, auch wenn es nur auf den neu asphaltierten Abschnitten Spaß machte. Kurz vor meinem eigentlichen Ziel Kalka fing es an zu nieseln und dann zu regnen, so habe ich 2 km vorher in Parwanoo im Park Inn ein Zimmer bezogen und habe mir das mit den Regensachen anziehen, gespart. Nach dem Duschen bin ich zufuß nach Kalkar zum Bahnhof gelaufen, wo die Schmalspurbahn der Shimla-Kalka Railway auf die Spur der India Railway trifft. Über die Gleise bin ich zum Ausbesserungswerk gegangen, wo viele ausgeschlachtete Loks vor der Halle standen. Anschließend über einen kleinen Bogen zum Essen ins Family Restaurant Cheeze Box Kalka. Es gab Pasta Red Sauce. Hier in Kalka und Parwanoo war ich wieder im normalen nicht touristischen Indien angekommen. Auch wieder schön!
Auf dem Rückweg bin ich noch im Tempel Prachin Shree Kali Mata Mandir eingefallen und auf halber Strecke zum Hotel das Zielbier getrunken. Morgen geht es auf 200 Meter Meereshöhe ins Flachland.
Und wie es ging, trotz mehrerer Regenpausen sitze ich nach 145 km in Saharanpur in dem Bar und Restaurant des Sky Lark Hotel. Komisch ist das ich keine Erschöpfungsgefühle habe, entweder lag es daran das es erst noch 500 Höhenmeter hinab ging oder an den Regenpausen. Derer waren es drei vor meinem geplanten Ziel Yamunanagar. Die beiden letzten waren heftig mit Sturmböen vom feinsten. Ich habe einmal Unterschlupf an einem Hühnerverkaufsstand gefunden, wo sich ein Volltrunkener aufhielt der sich wohl schon am Morgen am Beer und Wine shop gegenüber kräftig bedient hatte. Zuvor hatte ich noch einen Stopp ohne Regen am Abzweig zu einer kleinen Nebenstraße und als ich mein Mountain Drew bezahlen wollte lehnte der Ladenbesitzer das Geld ab. Der dritte Regenschauer, nach dem ich den Rückensturm 5 km ausgenutzt hatte, war an einem privaten Tempel. Überall traf ich auf Leute, die ebenfalls Schutz vor dem Regen suchten. Dann kam wieder etwas Sonne, doch in Jagadhiri musste ich mir einen wasserfreien Weg, durch die Stadt suchen denn die Stadt war teilweise geflutet. Auch in Yamunanagar, wo ich eigentlich ein Hotel beziehen viel Wasser was nicht so prickelnd war, wie auch die Unterkünfte selber. Da es gerade mal 12:30 Uhr waren, bin ich weiter, denn ich war mir sicher nach 32 km Unterkünfte zu finden. Ich überquerte auf teilweise schlechter Highway Strecken den Fluss Yamuna an dem das Taj Mahal in Agra liegt. Da waren gleich wieder die Gedanken an die Zukunft: Werde ich es nach der Durchquerung Nepals und Besuch von Darjeeling und Varanasi erreichen? Dabei spielt auch das Wetter eine Rolle, denn die Monsunzeit hat angefangen, wie ich heute spüren musste. Zur heutigen Landschaft: Reis, Reis, Reis mal Mai und Getreide, sehr schön.
Nach dem gestrigen Cricket Halbfinale Indien-Neuseeland gabs heute das zweite mit England – Australien. Ich habe heute auch 2 Distrikt Grenzen überfahren und bin nun in Uttar Pradesh. Wo ich morgen mein Ziel fixiere, bin ich mir nicht sicher, entweder Haridwar oder Rishikesh.
Das Ziel war dann Haridwar, die heilige Stadt der Hindus aber mir war nicht bewusst, dass sie am Ganges lag. Dies habe ich erst dan begfiffen als ich hunderte, tausende entlang, des mit Treppen versehenen, Ufers baden sah.
Auf dem Weg hierher gab es auch wieder ein Gewitter, welches ich an einer kleinen Polizeistadion abwartete. Der Beamte lag auf seinem Bett und schlief. Weiter nach Haridwar ging es über den Highway. Mein Hotel fand ich dann in einer mit unzähligen Andenkenläden gesäumten Gasse der Altstadt. Ein echtes Erlebnis dieser Ort.
Es gab auch viele Arme, Krüppel und Kranke die hier am Ufer auf milde Spenden der Pilger hofften.
Ja ich war wirklich am heiligen Ganges und konnte das ursprüngliche Indien mit dem Hinduismus erleben und ich war, glaube ich hier der einzige Ausländer in den unglaublichen Massen von Pilgern.
Ich habe einen Rundgang über die zahlreichen Brücken des Ganges gemacht, der mich vorbei an einer riesigen, auf einer Insel, stehenden Shiva Statue führte.
Doch mit einem Zielbier war heute nichts, denn in der ganzen Stadt gibt es keinen Alkohol und auch kein Fleisch. So gab es auf meinem zweiten Rundgang Thali, Reis mit vegetarischen Beilagen. Am Abend zum Sonnenuntergang versammelten sich am Ganga Aarti Sthal den Tempeln am Ufer des Ganges immer mehr Menschen, die die Massen von Tage noch weit übertrafen. Die Ordner hatten Mühe alles im Griff zu halten. Man musste sitzen und es wurde immer enger zusammen gerückt. Dann kamen die weiß gekleideten Priester und auf zwei Tragen wurden Heiligenfiguren zum Ufer getragen. Die Zeremonie begann mit lautem Gesang der Priester. Bin dann in die Unterkunft wo es erst um 1 Uhr ruhig wurde.
Doch 4 Stunden Schlaf reichten, um zu starten. Nach 10 km zog wieder ein schweres Gewitter auf und ich und ich konnte mich zum Glück in ein kleines Einraum Haus flüchten, wo drei Bauarbeiter von der Baustelle gegenüber schliefen. Ohne diesen Unterstand wäre ich und meine Sachen durch nass gewesen. Als es wieder einigermaßen trocken war, bin ich 2 km weiter über teils überflutete Straßen zu einem Restaurant und habe gefrühstückt und gewartet aufs weiterfahren.
Bin mal wieder meinem Navi gefolgt, welches mich über kleine Nebenstraßen durch Reisbauern Landschaft führte. Neben den schönen satt grünen Reisfeldern standen die Lehmhütten der Bauern, meist noch ein Ochse daneben oder auch Kühe oder Ziegen. Doch die Nebenstraße wurde an einem trockenen Bachlauf zu einem Single Trail aus Sand und Matsch. Ich zeigte den paar Leuten, die hier unterwegs waren, die Richtung, die ich einschlagen wollte und sie nickten, auch als ich sagte Mainroad nickten sie. Ein Motorrad wartete immer und schaute, ob ich auf dem richtigen Weg blieb. Ich beeilte mich und schwups lag ich in einem Schlammloch. Halbseitige Schlampackung! Bald war ich aber zurück auf der Hauptstraße nach Nagina.
An einem kleinen Tempel an der Straße mit Wasserpumpe habe ich mich, die Gepäcktaschen und das Fahrrad vom Schlamm befreit.
Nach einer Regenpause, derer heute auch wieder drei waren, erreichte ich Nagina, wo ungewollt eine Stadtrundfahrt machte, da ich nach einer Unterkunft suchte, die es hier aber nicht gab, als ich nachfragte. Man sagte mir in Dhampur 20 km entfernt. Also bin ich auf dorthin, auch wenn es nicht auf meiner direkten Route lag.
Im dritten Guesthouse Goyal Galaxy habe ich eingecheckt mit AC und Garage davor, wo auch mein Rad Schlaf fand. Nach diesem tollen Tag und anstrengender Nacht in Haridwar wollte ich nur noch ein Zielbier, was essen und meine Ruhe. Ich fand einen für Indien tollen Beer und Wine Shop. Er hatte einen Innenhof, wo ich gleich an einen mit drei Leuten besetzten Tisch gebeten wurde. Später buhlte noch eine zweite Gruppe um meine Gesellschaft, doch sie waren bis auf einen schon recht angetrunken und saßen dazu noch drinnen und redeten alle gleichzeitig auf mich ein. Das war mir Zuviel, so bin ich wieder raus zu den anderen drei sehr Relaxten, die später noch mein Bier bezahlten. Ein schöner Abend und mal wieder eine ruhige Nacht.
So konnte ich ausgeruht nach Kashipur radeln, wieder eine schöne Strecke, wieder Reisfelder, aber auch am Rande des Nationalparks Jim Corbett mit Affen und Wasserbüffel, die im angesammelten Wasser der letzten Tage am Straßenrand lagen. Immer wieder über Flüsse die aus dem Himalaya kamen und vorbei an Bauernhäusern, um die es auch Mais und Zuckerrohr gab.
Alles schön, doch dann begann meine heutige Rohloff Geschichte. Es ging nichts mehr am Schaltgriff. Nach einer Inspektion von mir, sah ich einzelne Litzen des Schaltzugs aus der Ummantlung herausstehen. Mein erster Gedanke: Gut, du warst clever und hast seit fast 65.000 km um die halbe Welt ein Schaltzug Set von Rohloff in deinen Gepäcktaschen mitgeschleppt. Gute Entscheidung. Mein zweiter Gedanke: Wirst du es auch wechseln können? Ja, du bist Mechaniker und hast eine Videoanleitung auf deinem Notebook. Das wird schon werden!
Doch ich musste erst einmal 20 km weiter nach Kashipur und das in einem Gang, doch es ging konstand mit 18 km/h dahin. Ich war froh, dass es keine nennenswerten Steigungen gab.
Nun sitze ich schon glücklich nach einer 2-stündigen Reparatur meiner Schaltung per Rohloff Anleitung und erfolgreicher Testfahrt in einer Bar mit Locals. Auch bei meiner Reparatur war ich von lokalen Zuschauern umringt. In der Bar war die Kommunikation mit den Leuten sehr gut. Es gab mal wieder Kingfisher. Zurück zur Unterkunft ging es mit einem der schmalen E-Tuktuks. Vom Roomservice bekam ich auf dem Zimmer noch Pasta serviert.
Am Morgen wusste ich nicht so genau, ob ich mal einen Ruhetag einlegen sollte oder weiter Radeln. Nach einer weiteren Stunde im Bett habe ich mich für das Weiter entschieden, den der Regen hatte aufgehört. Doch knapp 10 km später musste ich den ersten Regenstopp bei Cola und Chips einlegen. Dann ging es weiter über die nasse Straße und wieder ohne Ende Nassreisfelder. In meinem eigentlich geplanten Zielort nach 70 km in Kichha fand ich nach 2 Runden und 6 km keine mir zusagende Unterkunft, so bin ich noch 26 km weiter nach Sitaganji, wo es mit der Unterkunft gleich an der ersten Ecke klappte.
Nach zwei Rundgängen sitze ich nun vor einem geschlossenen Laden an einer Kreuzung beim Tagebuch schreiben und schaue dem ganzen Treiben zu. Den Obstverkäufern mit ihren alten vierrädrigen Schiebekarren, gegenüber dem vielen Andrang am Medical Store, neben mir der Laden verkauft Nudeln und Besen, also buntes Sortiment und das ganze begleitet von dem ständigen Hupen. Gegessen habe ich heute an einer Garküche, ebenfalls auf einem der Schiebewagen. Es gab Chowamein, also Nudeln und einen Kartoffeltaler.
Morgen geht es wohl nach Nepal, es sind noch 45 km zur Grenze, die Landkarte ist schon gewechselt. Doch nun muss ich mal schauen was der Monsun macht, denn die Nachricht von meiner Schwester, das Kathmandu unter Wasser steht und es Tote gab lässt nichts Gutes hoffen.
Als ich zurück zur Unterkunft kam, vernahm ich schon von weitem laute Musik, als ich davor stand konnte es einem weh tun und es war unerträglich. Ich gleich zur Rezeption, Antwort is ne Party, in 3 Stunden zu Ende. Zum Glück war die Party früher zu Ende und mit einigen Lärmpausen versehen, so konnten sich meine Ohren kurz entspannen.
Am Morgen meines erst mal letzten Tag in Indien nach 3 Monaten und 3 Tagen wurde ich von Regen geweckt, so habe ich noch 1,5 Stunden weiter geruht und mich dann auf den Weg nach Nepal gemacht. Ich sitze gerade in Katimal 20 km vor der Grenze beim Frühstück.
Bis zur Grenze tröpfelte es ein wenig und es schien keinen großen Grenzverkehr zu geben. Hinter einem Stauwehr, welches ich überquerte, lag das Imigration Office von Indien, wo ich von einem freundlichen Beamten meine Ausreise bestätigen ließ. Nach Eintrag in ein Buch und Check des Computers, der erst hochgefahren werden, musste stempelte er in meinen Pass den Ausreisestempel. Die letzte Aktion auf indischem Boden war beim Army Checkpoint, der in einer Wellblechhütte war die mich auch vor dem Regenschauer und den Affen schützte, die auf dem Dach tobten. Noch mal Eintrag in ein Buch, dann hatte ich freie Fahrt nach Nepal.

Durch einen Torbogen und es lagen 3 Monate vieler toller Abenteuer, Erlebnisse,Besichtigungen und besonders Begegnungen mit Menschen in Indien hinter mir und ein neues Land mit Nepal vor mir. Was wird kommen?