Chile Teil 3

Berichte Villarrica (Anfang Seenroute) - Puerto Cissnes
Vom 21.Dezember 201607.Januar   ; 15 Tage 723 km; 5.768 Höhenmeter
Gesamt Chile: 46 Tage; 2.469 km; Höhenmeter: 12.684
m; Gesamt 2014/2015/2016: 34.734 km
Autor: Michael Schreiber
#Vom 21. Dezember 2016 - 25. Dezember 2016 Tag 299(742) – Tag 303(746)
#Vom 27. Dezember 2016 - 28. Dezember 2016 Tag 305(748) – Tag 306(749)
#Vom 29. Dezember 2016 - 04. Januar 2017 Tag 307(750) – Tag 313(756)
#Fotos Villarrica-Puerto Varas:
#Fotos Puerto Varas-Puerto Cisnes:


Vom 21. Dezember 2016 - 26. Dezember 2016 Tag 299(742) – Tag 304(747)
Etappe Villarrica – Lao Ranco 238 km Rad; 29 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 17.221

Datum km Schnitt;km/h Höchst;km/h Höhenmeter Zielort
21.12.16 80,87 14,70 50,08 1007 Panguipilli
22.12.16 60,91 15,52 50,00 475 Los Lagos
23.12.16 96,93 15,94 55,06 765 Lago Ranco

Auf geht es zu den vorweihnachtlichen Etappen. Hier sind auch viele Häuser mit Lichterketten geschmückt und mindestens in einem Fenster steht ein Nikolaus oder ein Weihnachtsbaum. Auf jedem Platz steht eine Krippe und vor jedem Geschäft sitzen jugendliche mit Klappstuhl und Tisch mit Weihnachtspapier zum Geschenke verpacken. Also Weihnachten wie bei uns und da ich immer weiter nach Süden komme gleichen sich auch langsam trotz Sommer die Temperaturen an.
Aber nun zur heutigen Etappe. Im dichten Morgennebel bin ich bei neun Grad aus der Einfahrt des Hostal zum ersten kleinen Pass auf 450 m hinüber zum Lago … gestartet und es war nix mit Vulkane gucken Erst kurz vor dem Scheitelpunkt bin ich aus den Wolken auf getaucht. Hier musste ich meine Arme trocknen, denn es hatten sich wieder Wassertröpfchen durch den Nebel auf meiner Armbehaarung gebildet. Nachdem ich auch noch meine Brille von den Tröpfchen befreit hatte konnte ich die schönen saftig grünen Weiden sehen die sich über die Hügel legten. Steil führte die Straße hinunter nach Linken Ray und zum Lago Calafquen den ich über Conaripe umrundete. Dort habe ich an einer Bäckerei zu Kaffee und Käsebrötchen eine Pause eingelegt.
Auf der anderen Seite des Sees sah ich schon das Unheil auf mich zukommen, dunkle Wolken hingen über dem Wasser. Als ich die andere Seite erreichte fing es gleich an mit dem Regenschauer. An einem Bushäuschen habe ich die Regensachen angezogen. Genau hier befanden sich die Aussichtspunkte zum Vulkan und dem See und ich sah nur Regen. Zu meinem Glück führte die Straße noch steil bergauf zum zweiten Minipass und das über eine Baustelle mit Schotterstrecke, zu mindestens hat es durch den Regen nicht so gestaubt. Oben hatte ich dann den Schauer durchquert und die Sonne war wieder da. Ich konnte meine Regensachen trocknen und wegpacken.
In der Abfahrt, die immer noch Baustelle war, merkte ich das sich mein Hinterteil komisch anfühlte. Mal wieder Luftverlust im Hinterreifen. Habe noch einmal gepumpt und dann doch den Schlauch wechseln müssen. Dabei habe ich erst einmal eine Barriere mit einem großen Stein auf der Schotterpiste errichtet für die vorbei brausenden Autos und dann Taschen ab und schwubs die wubs hatte ich wieder Luft unterm Po. So konnte ich bis Panguipulli durch radeln, über den dritten langen Anstieg des Tages. Im Ort gab es viele Holzhäuser und auch die große Kirche war aus Holz. Ein nettes Örtchen mit meinem Hostal Espania, kleinen Geschäften und Restaurants, eins mit Terrasse im zweiten Stock, dies war meins. Es gab mal wieder Hänschen mit Püree und auf dem nahen Platz Weihnachtsmusik vom Kinderchor. Dabei habe ich gesehen wie die letzten Wolken Richtung Berge abgezogen sind das verspricht gutes für Morgen.
Wie gedacht wurde ich am Morgen von einem blauen Himmel begrüßt und der Vulkan strahlte in frischem Weiß. An der Krippe auf dem Platz vor der Kirche habe ich noch kurz einen Fotostopp gemacht und bin den Anstieg Richtung Los Lagos vom See hinauf getreten. Oben bot sich nochmal ein fantastischer Blick zurück auf den See und Vulkan. Die Straße führte durch Wälder und vorbei an Weideland mit Kühen und Schafe. Es hätte auch irgendwo in Deutschland sein können.
Heute gab dann mal zur Abwechslung mein Navi den Geist auf, mal schauen, ob ich es wieder ans Laufen bekomme. Es hängt sich beim Startvorgang auf.
Nun sitze ich 15 km vor Los Lagos, nachdem ich noch einmal einen 150 m tiefen Flusseinschnitt des Rio San Pedro durchfahren musste, bei Kaffee und Käsebrötchen.
Nach weiteren 10 km gab es die zweite Einkehr über der Flussschleife des Rio Calle-Calle auf einer Sonnenterrasse. Mal wieder ein Platz nach meinem Geschmack. Am Ufer grasten Kuhherden im satten Grün von Bergen eingerahmt und zentral im Hintergrund noch immer der Vulkan im Blick. Nach weiteren 3 km war ich in Los Lagos zurück an der Panamericana. Dort war die Unterkunstsuche nicht so einfach. Ich wurde wieder von Passanten von A nach B, von C nach A und wieder nach B geschickt. Letztendlich bin ich dorthin wo ich schon ein Schild Pension gelesen hatte. Günstig aber Vierbettzimmer und renovierungsbedürftig. Nun hoffe ich das nicht noch andere Gäste einziehen. Werde mit das aber schon mal am Abend schön trinken, aber dann ist das Zimmer wieder zu teuer.
Der ganze Ort ist auch nicht besser als meine Unterkunft und auf einem Platz werden gerade Bühne und Boxen aufgebaut. Na dann gute Nacht. Aber das sind die Erlebnisse die dazugehören, sonst wäre das alles nicht so interessant. Werde morgen von der Nacht berichten.
Hier vor dem Restaurant La Plaza Vieja weden noch Pickups mit Weihnachtsgeschenken beladen: Neue Matratzen, Flachbildfernseher und vieles mehr.
Also kurz zu den Boxen auf dem Platz und dem 4 Bettzimmer. An dem Konzert habe ich einfach teilgenommen und das Vierbettzimmer hatte ich zur eigenen Verfügung. Somit alles bestens.
Nach einer ruhigen Nacht alleine im Zimmer bin ich um 6:45 Uhr zum Frühstück doch vorher hatte ich mein Rad schon startklar gemacht. Von Los Lagos, auf 30 m gelegen, hieß es nun wieder nach oben kämpfen, doch der Anstieg war sehr sachte. Auf 40 km 400 Höhenmeter, aber bei 60 kg Rad und Gepäck, zieht sich das Ganze, da habe ich lieber 400 m auf 10 km. Die Straße führte durch viel Wald zum Lago Ranco wo es wieder hinunter ging bis kurz vor Funtrono wo ich mich für die westliche oder östliche Seite des Sees entscheiden musste. Da auf der westlichen weniger Wolken waren habe ich mich für diese entschieden. Immer wieder waren meine Gedanken beim Weihnachtsfest, Pause machen oder nicht. Dieses wollte ich nun von der Unterkunft abhängig machen. Ich träumte von einem kleinen Häuschen mit Seeblick.
Doch zuerst lag laut Navi noch eine 20 km Dirtroad also Feldweg entlang des Sees vor mir. Aber von weitem konnte ich schon eine neue Brücke über den Rio Ranco erkennen und dachte die Brücke sieht nicht unbedingt nach Offroad aus. So war es auch als ich auf die Straße einbog war sie bestimmt gerade erst eröffnet worden. Eine brandneue Straße, besser kann es nicht sein, sogar mit einem Aussichtspunkt über der Schlucht durch die der See sein Wasser in den Rio Ranco abgibt mit tollem Bergpanorama dahinter. Doch nach der halben Strecke, oh Schreck der Asphalt ist weg und ich hatte wieder 12 km Schotterpiste vor Augen. Aber nach der Kurve war der Asphalt zurück und ich konnte bis zum Ziel Weiterrollen. Zu meinem Glück erfüllte sich sogar der Traum vom eigenen Häuschen. Zweistöckiges Holzhaus mit Balkon oben und Terrasse unten mit Seeblick, Küche mit Holzofen zum heizen, Bad und nette Besitzer wo ich noch einen Preisnachlas aushandeln konnte und ich so in meinem hochgeschraubten Weihnachtsbuget bleiben konnte.
Bin danach gleich zum Supermarkt und habe 2 Gepäcktaschen Proviant eingekauft: Käse, Salami, Brie, Brot, Kuchen, Kakao, Bier und Wein, Oliven und Gurken. Frohe Weihnachten.
Doch leider wollte mir der Geldautomat im Ort kein neues Geld geben. So werde ich morgen mit dem Bus ins 50 km entfernte Rio Bueno fahren und dort mein Glück versuchen. Sonst werden aus 3 Nächten 2 und ich sitze am ersten Weihnachtstag wieder im Sattel.
Nun genieße ich aber den Augenblick, wie so oft. Sitze, Beine hochgelegt im 2.ten Stock meines Häuschens und schaue auf den See und höre dem höllischen Geschnatter der hier im Baum ansässigen Vögeln zu.
Alles gut, ich bin morgens mit dem Bus der gerade das kleine Terminal verließ und mein winken noch sah und mich hat einsteigen lassen, nach Rio Bueno gefahren. Das hat je Fahrt nur 1 Euro gekostet. In Rio Bueno, welches auch nicht viel größer war als Lago Ranco, bin ich erst mal zur Banco Estado und wieder kein Geld. Dann fragte ich eine Frau wo denn die Santander Banco sei. Sie wies mir den Weg und der Automat spuckte das Geld aus. Weihnachten war gerettet. Nach einem kleinen Rundgang bin ich noch zum Supermarkt und habe noch mal Nachschub für den Kühlschrank gekauft. Nun ging es mit dem Bus zurück. Der Busverkehr ist gut getaktet, andauernd fährt ein Bus aus dem Terminal los.
Zurück im Haus habe ich gekocht und bin zum Pisadas del Diabolo aufgebrochen, 3 km entfernt, immer am Wasser des Lago Ranco entlang. Es war eine kleine felsige Halbinsel die in den See ragte. An ihr schlugen die Wellen des aufgewühlten Sees an so das es bis zum mir hoch gespritzte. Der Lago hat durch den starken Wind einen Wellengang wie am Meer. Zurück habe ich den Ofen mit Holzscheiden angeheizt, denn es war recht frisch geworden. Anschließend gabs Kaffee mit Kuchen und Kekse, als es an meiner Tür klopfte und die Hausbesitzerin mir noch ein Stück von ihrem selbstgemachten Kuchen vorbeibrachte. So war ich gut versorgt, später habe ich mir noch einen Teller Gurken, Oliven, Salami und Käse bereitet und aufs Christkind gewartet. Einen Spaziergang durch den Ort habe ich auch noch unternommen. Hier waren die Geschäfte immer noch geöffnet und es wurden Geschenke auf den letzten Drücker gekauft.
Heute am Weihnachtstag habe ich mal richtig ausgeschlafen, ein schönes Geschenk. Nach dem Aufstehen den Ofen angeheizt mit Unterstützung der Hausbesitzerin, frohe Weihnachten nach Wissen zu meiner Familie per Telefon geschickt und ausgiebig Gefrühstückt. Nun werde ich mir einen gemütlichen Tag in meiner Unterkunft machen, mit Bericht schreiben, Planungen, Reparaturen, Couch liegen, usw. Als ich dann so am, Bericht schreiben war begann das Haus zu wackeln, wow ein Erdbeben. Nun weiß ist, warum hier mit Holz gebaut wird, dies macht die Häuser flexibler für solche Beben. Und ja es Regnet, Weihnachtswetter wie in Deutschland.
In den Nachrichten zeigte man, das das Erdbeben bei Quellon lag mit einer Stärke von 7,6. Doch es gibt nur Schäden an Straßen. Also fals es in Deutschland in den Nachrichten kommt macht euch keine Sorgen es ist alles gut und die Sonne scheint auch wieder.
Bin am zweiten Weihnachtstag noch geblieben, bis 9 Uhr geschlafen, Gefrühstückt, Spazieren gegangen, zu Mittag gekocht, auf der Terrasse in der Sonne gechillt und am späten Nachmittag in einer Bar Einkehr gehalten. An einem Tisch Indios am anderen alte Gauchos, alle ziemlich angetrunken und neben mir Ortsansässige, die sich alle lautstark unterhielten. Nachher verteilten die Ortsansässigen noch eine Runde 1,2 Litro Escudo an die Gauchos und Indianer. Das Essen kam aus dem Nachbar Restaurant, doch kaum konnte sich jemand erinnern etwas bestellt zu haben. Mal wieder ein kleines Erlebnis für sich.


Vom 27. Dezember 2016 - 28. Dezember 2016 Tag 305(748) – Tag 306(749)
Etappe Lago Ranco – Puerto Varas 202 km Rad; 6 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 17.423

Datum km Schnitt;km/h Höchst;km/h Höhenmeter Zielort
27.12.16 75,85 13,38 44,38 607 Entrelagos
28.12.16 125,57 16,34 50,00 103 Puerto Varas

Habe das Radeln doch noch nicht verlernt, ich sitze nach drei schönen Weihnachtstagen wieder im Sattel, das einzigste was ich vermisst habe waren Schwager, Schwester und Mama. Stapfe nun die mir schon durch die Bussfahrt bekannte Straße Richtung Rio Bueno hinauf, um 20 km später auf die vermeintliche Dirtroad nach Cure.. und weiter nach Entrelagos abzubiegen. Doch meine Karte hing mal wieder dem chilenischen Straßenbau hinterher. Asphalt, happy. Doch nach 48 km war Schluß und ich musste mich die nächsten 25 km mit Schotter zufrieden geben bis zum Ziel. Teilweise war es OK und teilweise echt übel so das mein Rad von einem Schotterstein zum nächsten hüpfte und hüpfen heist schon was bei 60 kg. Die wenigen entgegen kommenden verminderten ihr Tempo auf diesem Belag auch nicht, so bin ich, das wackelnde Etwas, mittig gefahren und habe sie ausgebremst. Die Landschaft war wie Zuhause, Kuhweiden und Wälder alles schön grün.
Auf dem Belag hatte ich auch mal wieder einen Plattfuß, aber es war ein altes Problem, das ich nicht gründlich behoben hatte. Der Drahtsplitter war immer noch im Mantel und hatte sich durch das Gerüttel wieder tiefer hineingebohrt. Doch diesmal habe ich ihn mit Pinzette heraus operiert und ich hoffe das ich nun Ruhe habe.
10 km vor dem Ziel kam die Belohnung für die schlechte Strecke. Der mächtige Vulkan Osorno erhob sich über der Piste. Wow! Und dann Blicke ich so nach links und dort waren noch zwei Vulkane zu sehen und zum Finale in Entrelagos der nächste See. Die Seenroute in Chile ist echt zu empfehlen.
Eine Pension in Entrelagos war schnell gefunden, mal wieder günstig, sauber und freundlich.
Gönne mir gerade ein etwas teureren Schop, dafür Terrasse über dem Lago Puyehue und dem gleichnamigen Vulkan im Hintergrund, das muß man einfach in sich aufsaugen. Zum Bericht schreiben bin ich noch ich eine Schoperia eingekehrt und freue mich auf Morgen auf die nächste Schotterpiste oder doch Asphalt?
Neuer Tag, neue Erlebnisse und viel Asphalt. Nun ist es halb sieben und ich sitze nach einem 8 Stunden Tag im Sattel, endlich beim Zielbier, das erste Patagonische. Um 7 Uhr startete ich bei bedecktem Himmel hinüber zum Lago Rupanco. Leider war vom hiesigen Mirador nur der See zu sehen und nicht die 4 Vulkane namens Puyehue, Casablanca, Puntiagudo und Osorno, denn die waren noch von der Wolkendecke verschluckt. So habe ich den nächsten Anstieg in Angriff genommen zum Lago Llanquihue der größte der Seenroute. Oben bin ich in einem kleinen einsamen Café zwischen Bauernhöfen eingekehrt zu Kaffee und Erdbeertorte. Es war eine gute Pause. Kurze später schwenkte Straße in Richtung Vulkan Osorno um und genau in diesem Moment riss die Wolkendecke auf. Wieder mal so ein geiler Moment. Ich war plötzlich so nah und er war noch gigantischer mit seiner dicken Schneehaube und mein Blick nach rechts zeigte mir den Lago Llanquihue, den ich heute noch halb umrunden wollte. Auf der anderen Seeseite lag der Vulkan Calbuco, der wie mir ein mich begleitender Rennradfahrer erzählte erst vor 3 Monaten das letzte Mal ausgebrochen ist.
Nach der absolvierten Abfahrt zum Lago kam ich an einigen Restaurants vorbei mit deutscher Flagge, da dachte ich hier mußt du mal stoppen. Gut gedacht es gab Gulasch mit Spätzle, bestes Essen seit langem und alle sprachen Deutsch, sowohl die Inhaber als auch die Gäste. Ich wollte schonmal bleiben aber es war noch vor 12 Uhr. So bin ich doch weiter geradelt nahe am Vulkan Osorno vorbei und an schönen Buchten des Sees. Anschließend führte der Weg durch den Parque national Vicente Perez Rosales, durch riesige mit Bäumen bewachsene Lavafelder. Eine Traumlandschaft mit tollen Farben, unsere Welt ist wirklich toll!
Nach 80 km war ich in meinem vermeintlichen Zielort angekommen, bin zu einer Pension die für ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad 40 Euro wollte und die andere 20 für einen muffigen Bretterverschlag. Nein, nein, da bin ich weiter den bis Puerto Varas zeigte das Schild nur noch 45 km. Doch als ich die Entscheidung getroffen hatte, setzte gleich heftiger Gegenwind und es ging am See immer auf und ab. Suuuper, doch nach 3 Stunden hatte ich es doch geschafft. Habe im zweitbesten Hotel eingecheckt, zwar auch nicht billig aber tipptopp und eigenes Bad, welches ich ausgiebig nutzte. Auch meine Radsachen durften noch mal eine Wäsche genießen. Zusätzlich hatte ich noch einen Blick über den See zum nun schon weit entfernten Vulkan Osorno.


Fotos Villarrica-Puerto Varas:

Vom 29. Dezember 2016 - 04. Januar 2017 Tag 307(750) – Tag 313(756)
Etappe Puerto Varas-Quellon Chiloe - Fähre nach Puerto Cisnes 283 km Rad;22 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 17.706

Datum km Schnitt;km/h Höchst;km/h Höhenmeter Zielort
29.12.16 108,11 17,31 49,39 671 Ancud
31.12.16 84,09 17,46 57,69 881 Castro
02.01.17 88,08 15,92 61,43 1259 Quellon

Der nächste Morgen begrüßte mich mit Nebel und als ich auf der Ruta 5 zurück war, war aus dem Nebel Nieselregen geworden. Nun bin ich schon auf dem letzten Stück der Panamericana unterwegs die auf der Insel Chiloe in Quelon endet. Hier war übrigens das Erdbeben an Weihnachten, doch die Ruta 5 soll wieder befahrbar sein. Die Insel Chiloe war heute mein Ziel. Nach 70 km war ich in Pargua am Fähranleger, hier pendeln große Fähren die mich kleines Etwas aufnehmen als auch viele Sattelschlepper, Busse und PKWs. Als die Fähre voll war legte sie ab und schipperte über den Golf de Ancud. Doch hier soll bald eine Hängebrücke mit drei Pylonen gebaut werden die dann den Fährverkehr ablöst.
Die 30 km nach Ancud waren noch recht anspruchsvoll, auf diesem Streckenabschnitt traf ich mal wieder eine französische Familie mit Kind die 9 Monate zum größten Teil mit dem Rad unterwegs sind.
Den letzten knackigen Anstieg gemeistert lag mir Ancud zu Füssen in einer malerischen Bucht am Pazifik gelegen. Hier habe ich für zwei Nächte eingecheckt und bin gleich zur Touristeninformation und habe mich nach den weiteren Fährverbindungen erkundigt. Leider fährt die nach Chaiten nur sonntags und donnerstags, das eine zu früh das andere zu spät. Aber es gibt noch eine Verbindung zwischen Quellon und Puerto Cisnes, dies liegt weiter im Süden und fährt dienstags genau richtig. So werde ich in Castro an Silvester ein Fährticket buchen.
Am Nachmittag habe ich noch einen Spaziergang durch Ancud und am Meer vorbei gemacht und zum Essen am Hafen im Restaurant Costanera eingekehrt.
Den Ruhetag habe ich genutzt um eine Ersatzkette zukaufen um für den Weg über die Caretera Austral und den Weg zum Torres del Peine und Ushuaia gewappnet zu sein. Habe auch noch Bares gebunkert.
Sitze nun auf dem Plaza vor dem Hotel und genieße die Sonne und einen Spezialburger vom Stand nebenan Rundfleischgeschnetzeltes mit Bohnen, Peperoni, selbstgemachte Paste, Zaziki und Tomate, sehr lecker. Am Abend bin ich zum Bericht tippen wieder ins Hafenrestaurant mit Schop Cristal zum Abschied.

Bei Sonnenschein bin ich aus Ancud hinaus und hinauf geradelt, doch der Himmel versprach nichts Gutes. So bekam ich gleich den ersten Schauer am Ortsausgang ab, habe gerade noch so geschafft meine Regensachen anzuziehen, aber nach der nächsten Kurve konnte ich sie gleich wieder ausziehen, so ging es die ganzen 85 km bis Castro. Habe mindestens 6 Schauer durchquert, aber ich war im richtigen Tempo unterwegs sonst wäre ich wohl unter einer Wolke im Dauerregen unterwegs gewesen. Auf halber Strecke bin ich einer jungen Französin mit ihrem Reiserad aufgefahren, die ebenfalls zu Caretera Austral will. Sie will diese Strecke als Vorbereitung auf weitere Vorhaben fahren. Wir sind ein Stück gemeinsam geradelt bis der nächste Schauer einsetzte. Sie suchte Schutz in einem Bushäuschen und ich in meinen Regensachen und bin weiter über die Berge und Talfahrt über die Insel Chiloe gefahren. Am Ende waren es knapp 900 Höhenmeter.
In Castro, bekannt für die Stelzenhäuser war die Unterkunstsuche nicht so einfach, die ersten drei Herbergen waren ausgebucht. Habe aber noch was nettes gefunden mit Wasserkocher, Kaffee und Kühlschrank ausgestattet. Zwar wieder über Budget, als Ausrede habe ich Silvester.
Sitze nun auf der Hafenkaimauer mit Blick auf die Pfahlbauten, die schaukelnden Fischerboote und eine Herde Seelöwen in freier Wildbahn. Diese sogar ohne teuren Ausflug.
Im Zentrum bin ich zu einem chilenischen Burger mit Rindfleisch geschnetzeltem und Beilagen aller Art eingekehrt. Auf dem Weg zum Supermarkt wurden Silvesterutensilien verkauft: Konfettiknaller, Hüte und Brillen, Sprühdosen mit glibbrigem Zeug. Ebenfalls habe ich auf dem Weg noch die Kirche San Franciso besucht. Wieder in Holzbauweise und von Innen war sie als wäre sie mit Streichhölzer gebaut. Die gesamten Holzkirchen der Insel Chiloe sind UNESCO Weltkulturerbe.
Nachdem ich meinen Kühlschrank gefüllt hatte, habe ich den Mirador mit Blich auf die Pfahlbauten besucht und dort das Sonnenloch in den Wolken genossen, bevor ich mich für eine Silvesterparty entschieden habe, Essen inklusive. Den Jahreswechsel in Deutschland habe ich durch Yogi aus Köln-Eil, der mich auf meinem Handy erreichte und mir alles Gute wünschte.
Nun sind es hier noch 2,5 Stunden und die Musik macht sich gerade parat, doch diese bestand aus einem alten Mann und E-Geigen und was er darauf zustande brachte war auch nicht das Beste, so bin ich um halb zwölf weiter gezogen durch eine fast schlafende Stadt. Die einzigen die ich traf waren Engländer auf Motorradtour und auch noch nach Silvester suchten. Es gab auch kein Feuerwerk, dies hatte aber andere Gründe wie mir die Engländer erzählten, den das Geld soll nach dem Erdbeben von Weihnachten in die Beseitigung der Schäden investiert werden. Gute Idee. So war ich kurz nach 24 Uhr im Bett.
Morgens gab es von mir selbst bereitetes Frühstück und anschließend bin ich dem auf den im Stadtplan verzeichneten Rundweg gegangen. Zuerst zu den Aussichten zu den Pfahlbauten und weiter eine Runde an ihnen vorbei, wo auch eine kleine Werft ansässig war. Hier wurden noch Schiffe aus Holz auf alte Weise gebaut. Nachdem mal wieder ein Schauer vorbeizog habe ich mich auf eine der überdachten Bänke mit Blick auf das sich zurückziehende Wasser zurückgezogen. Nach diesem Zwangsstopp bin ich noch mal die Kirche bewundern gegangen und anschließen wieder von der Kaimauer dem Spiel der Seelöwen zugeschaut, somit ein voll relaxter Neujahrstag.
Am zweiten Tag des Jahres 2017 bin ich wieder aufgebrochen. Zuerst bin ich zu dem Büro, wo man die Fähre von Quellon aus buchen kann, Habe dort bis um halb 10 gewartet, obwohl Öffnungszeiten von 9 Uhr angeschlagen waren, war niemand zu sehen. Ein Passant wählte noch die Telefonnummern die im Fenster hingen von Puerto Montt und Quellon, doch auch hier keine Antwort. So habe ich mich aufs Rad geschwungen und bin durch das patagonische Wetter Chaos geradelt und dabei auf der Insel kräftig Höhenmeter gesammelt. Ich bin auch dabei an den durch das Erdbeben zerstörten Straßenteilen vorbeigekommen, doch im Fernsehen sah es mal wieder schlimmer aus als in Wirklichkeit.
Nun sitze ich in einem Café bei Kaffee und Käsebrötchen und warte das der Regen weniger wird. Als es nur noch nieselte habe ich die nächsten 2 Anstiege bewältigt, einer kam mir vor wie die Hohe Acht auf dem Nürburgring. So hatte ich am Ziel in Quellon 1260 Höhenmeter auf dem Tacho.
Dort bin ich gleich zum Ticketbüro für die Fähre gefahren doch auch hier Rollläden runter. Es soll Morgen öffnen so wie es mir die Sicherheitsbeamtin am Pier sagte. Ich bin mal gespannt. Habe dann im Hotel Tierra del Fuego eingecheckt und gegessen und Bier genossen.
Nach dem Frühstück bin ich zum mit Rollläden verschlossenen Ticketbüro von Naviera Austral, doch pünktlich um 9 Uhr hob sich der eiserne Vorhang und ruckzuck hatte ich meine Boardingkarte, nach dem es am Vorabend per Internet nicht geklappt hatte. Es wird eine zwölfstündige Fahrt bis Puerte Cisnes werden. Der Preis für Person und Fahrrad betragen 18.650 Peso umgerechnet ca. 25 Euro. Nun warte ich auf das Bording im Hotel und habe gleichzeitig noch gegessen. Dann habe ich mich parat gemacht und bin zum Anlegesteg wo schon LKW's und Autos verladen wurden und Punkt 16 Uhr durften auch die Radfahrer und die Passanten an Deck. Mein Sitzplatz war in der ersten Reihe am verregneten Panoramafenster. Um 17 Uhr sind wir in See gestochen und als wie die durch Inseln geschützte See verlassen hatten und Richtung Melinka schipperten wurde die See immer rauer. Unsere Fähre war nur noch eine Nussschale zwischen den Meter hohen Wellen. Teilweise brachen sie sich so am Schiff das sie über die Reling aufs Autodeck schlugen. Ich hatte echt Angst um mein Fahrrad und das Equipment. Es war wie auf einer Schiffschaukel und das knapp 4 Stunden lang bis wir wieder schützende Inseln um uns hatten. Ein echtes Erlebnis, wie so ein Schiff das mit der schweren Ladung aushält. Apropo Last, es waren auch 2 Sattelschlepper Leitplanken an Bord, so scheint das die Carretera Austral weiter ausgebaut wird? Ich werde es sehen.
Bei der Fährpassage war leider nicht viel zu sehen, erst war Regen und später Nacht und dies blieb bis zum Anlegen um 3:30 Uhr in Puerto Cisnes so. Somit war die Überfahrt kürzer als geplant, was für mich aber bedeutete im Regen auf den Morgen zu warten.
Das erste Mal habe ich um 6 Uhr an meiner Pension angeklopft doch nichts rührte sich, so habe ich weiter unter einem zügigen Pavillon am Hauptplatz eine weitere Stunde gewartet. Beim nächsten Anklopfen hatte ich Erfolg und durfte mein Zimmer direkt beziehen, eigentlich erst am 15 Uhr bezugsfertig. Ich war heil froh! Ein Frühstück gab es auch noch, jetzt hoffe ich nur das aus dem Dauerregen wieder Regenschauer werden.
Gerade geschrieben, zeigten sich die ersten blauen Flecken am Himmel und die Sonne zeigte sich. So bin ich recht müde auf einen Rundweg gestartet, wobei ich zum ersten mal die Berge sehen konnte. Ihre Spitzen die hier nicht all zu hohen sind zeigten sich in frischem weiß. Als ich zum Mittag in einem kleinen Restaurant an der Küste eingekehrt war brach ein heftiger Orkan los, so das, das ganze Haus wackelte. Aber er legte sich auch nach einer Stunde wieder. So ist es ein ewiges Berg auf und ab mit dem Wetter. Bin nochmal weiter gezogen zu einem anderen Lokal. Um Bericht zu schreiben schön in der Nähe des Holzofens.


Fotos Puerto Varas-Puerto Cisnes: